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Das Ziel dieses Kapitels besteht nicht darin, eine Diagnose zu stellen und zu behandeln, sondern zu zeigen, dass kardiovaskuläre Krankheiten lebensstilbedingt sind und somit durch korrekte Lebensstiländerungen vorgebeugt und oft auch behandelt werden können. Die Bilder sollen dem nicht medizinisch Geschulten helfen, die Vorgänge der Gefässobstruktion und des Herzinfarktes besser zu verstehen.

Das Herz pumpt die lebensgebende Flüssigkeit, ”Blut” genannt, zu allen Organen und in alle Gewebe des Körpers, Tag und Nacht, im Sommer und im Winter, ohne Urlaub. Welch eine erstaunliche Leistung!

Etwa die Hälfte aller Todesfälle in den entwickelten Ländern sind bedingt durch kardiovaskuläre Erkrankungen (siehe gelben Teil der Graphik). Sie sind die Folge von Verstopfung der Gefässe durch Cholesterin- und Kalziumansammlungen oder Thrombosen.

„Epidemiologische Studien, die an Männern mittleren Alters durchgeführt wurden, liefern klaren Beweis dafür, dass das Risiko für koronare Herzkrankheit durch drei grössere  Faktoren zunimmt: hohes Gesamtcholesterin, hoher Blutdruck und Zigarettenrauchen.“ (Diet, Nutrition, and the Prevention of Chronic Diseases, WHO, 1990, S. 56)

„Der Verzögerungseffekt der Risikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheit besagt, dass die gegenwärtigen Todesraten die Folge von vorheriger Aussetzung an verhaltensbedingte Risikofaktoren wie falsche Ernährung, ungenügende körperliche Aktivität und erhöhtem Tabakgenuss zu betrachten sind. Übergewicht, zentrale Fettleibigkeit, hoher Blutdruck, Dyslipidämie, Diabetes und niedrige kardiorespiratorische Fitness zählen zu den biologischen Faktoren, die hauptsächlich zu erhöhtem Risiko beitragen. Ungesunde Ernährungsgewohnheiten schliessen erhöhten Konsum gesättigter Fette, Salz und raffinierter Kohlenhydrate sowie niedrigen Konsum von Obst und Gemüse mit ein. Diese erscheinen meistens gepaart.“ (Diet, Nutrition, and the Prevention of Chronic Diseases, WHO, 2003, S. 81)

„Studien in den ländlichen Gebieten von China zeigen einen durchschnittlichen Cholesterinspiegel von 3.24 mmol/l (125 mg/dl), und diese Bevölkerung hat eine Inzidenz von koronarer Herzkrankheit, die nur 4% von derjenigen in Grossbritannien beträgt.“ (Diet, Nutrition, and the Prevention of Chronic Diseases, WHO, 1990, S. 55)

Wenn Cholesterin und Kalzium sich in den Gefässen ansammeln, wird das Lumen kleiner und weniger sauerstoffreiches Blut kann zu den Zellen gelangen. Am Anfang verspürt der Betroffene keine Schwierigkeiten. Die Symptome beginnen erst, wenn die Krankheit so weit fortgeschritten ist, dass nur noch 30% des Lumens übrig sind.

In vielen Geweben und Organen gibt es Vernetzungen der Blutgefässe, so dass das verstopfte Gefäss umgangen werden kann. Aber im Herzmuskel ist dies nicht so. Das Gewebe, das ungenügend Sauerstoff erhält schmerzt dann.

Dieser beklemmende Schmerz ist als „Angina pectoris“ (Stenokardie, Brustenge, Herzenge) bekannt. Wenn die Sauerstoffzufuhr zu niedrig ist, stirbt das betroffene Gewebe. Dies nennt man „Infarkt“. Das erste Symptom ist oft der plötzliche Tod!

Wenn der Gefässverschluss nicht zu schlimm ist, kann eine Angioplastie unter Verwendung eines  Ballonkatheters ausreichen, um das Gefässlumen zu erweitern ohne eine grössere Operation durchführen zu müssen.  Doch sind auch hier Änderungen in der Ernährung und den Lebensgewohnheiten absolut notwendig, um dauerhafte Ergebnisse zu sichern.

In schwereren Fällen kann eine offene Herzoperation mit einem oder mehreren

Bypässen von der Aorta zum beschädigten Gewebe notwendig werden. Diese sind grössere Operationen!

Die grossen Schlagadern am Hals oder zu den Beinen können auch durch Kalkablagerungen verstopft sein. Dieses harte Material kann entfernt werden, indem man das Gefäss an der betroffenen Stelle eröffnet und die Kalkablagerungen herauspult (s. Bild). Diese Operation nennt man Endarteriektomie. Wie oben bereits erwähnt, sind auch hier Änderungen in der Ernährung und den Lebensgewohnheiten absolut notwendig, um dauerhafte Ergebnisse zu sichern. Dies erreicht man am besten, indem der Patient an einem Erholungsprogramm („cardiac reconditioning program“) teilnimmt, das auf der NEWSTART®-Methode aufgebaut ist (siehe auch am Schluss des Kapitels über Diabetes). Eine vegetarische Kost und regelmässige Bewegung sind essentielle Bestandteile eines solchen Programms.

Durch Änderung in der Ernährung kann man bereits nach zwei bis drei Wochen eine deutliche Besserung der Blutspiegel von Glukose, Cholesterin und Triglyzeriden erreichen, aber die organischen Läsionen der Gefässe benötigen mehrere Monate, um nachweisbare Verbesserungen zu zeigen. Dies ist leicht zu verstehen, wenn man bedenkt, dass es zwei oder drei Jahrzehnte brauchte, um die Läsionen zu entwickeln.

„Eine beträchtliche Anzahl von epidemiologischen und klinischen Daten zeigt, dass ein reichlicher Genuss von pflanzlicher Nahrung und komplexen Kohlenhydraten mit einem vermindertem Risiko für verschiedene chronische Krankheiten verbunden ist, besonders Herz- und Gefäßleiden, bestimmte Krebsarten, Bluthochdruck und Diabetes.“ (Diet, Nutrition, and the Prevention of Chronic Diseases, WHO, 1990, S. 99)

„Bevölkerungsgruppen die sich reichlich von pflanzlicher Kost ernähren, haben niedrigere Raten von koronaren Herzkrankheiten als die allgemeine Bevölkerung. Zum Beispiel, haben die Siebenten-Tags-Adventisten in den Niederlanden und Norwegen nur ein Drittel bis zu einer

Hälfte der Raten von koronaren Herzkrankheiten der allgemeinen Bevölkerung. Siebenten-TagsAdventisten in Kalifornien, die Fleisch essen, haben höhere Raten als die Vegetarier, und britische Vegetarier haben eine 30% niedrigere Sterberate an koronarer Herzkrankheit als NichtVegetarier, nachdem man auch die niedrige Rate an Zigarettenrauchen in Betracht gezogen hat.

Die Serumcholesterinspiegel der Vegetarier sind bedeutend niedriger als diejenigen von LaktoOvo-Vegetariern und Nicht-Vegetariern.“ (Diet, Nutrition, and the Prevention of Chronic Diseases, WHO, 1990, S. 57)

Was nun zu dem hohen Blutdruck?

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO), „wurde im Jahr  2008, weltweit bei ca. 40% aller Erwachsenen mit 25 Jahren und darüber, ein hoher Blutdruck diagnostiziert”.  (WHO, A Global Brief of Hypertension: Silent Killer, Global Public Health Crisis, Geneva, Switzerland, WHO Press, 2013)

Lass uns zunächst einige anatomische und physiologische Grundlagen des Kreislaufsystems betrachten um diese Angelegenheit besser zu verstehen.

Das Herz ist ein hohler Muskel. Wenn das Herz sich zusammenzieht (Systole), wird das Blut hinausgepresst. Um den Blutstrom nur in der Vorwärtsrichtung zu gewährleisten, sind in den Herzkammern mehere Klappen eingebaut um einen Rückfluss zu verhindern. Das Blut wird also in die grossen Schlagadern (Arterien) gepresst, die eine elastische Wand besitzen. Die schlagartige Dehnung dieser Wand erzeugt den “Puls”. Nachdem der Druck nachgelassen hat kehren die Arterien aufgrund ihrer Elastizität wieder in ihren ursprünglichens Zustand zurück. Die mittelgrossen und kleineren Arterien besitzen eine gut ausgebildete Muskelschicht in ihrer Wand, die ihnen erlaubt, ihr Lumen (innere Weite) zu regulieren. Man muss verstehen, dass die Gesamtkapazität des Gefässsystems (aller Arterien und Venen zusammen) viel grösser ist als die vorhandene

Blutmenge. Diese Gefässwandmuskeln funktionieren also wie “Wasserhähne” um den Blutfluss zu den verschiedenen Organen zu regulieren. Aktive Organe bekommen mehr, und ruhende Organe bekommen weniger Blut. Unser Schöpfer hat ein sehr effizientes und sparsames System entworfen! Dies erklärt warum man nach einer üppigen Mahlzeit keine anstrengende Muskelarbeit tun sollte. Wenn die aktiven Muskeln mehr Blut benötigen (willkürliche Tätigkeit), bekommen die Verdauungsorgane und Nieren weniger. Des      Weiteren wrden diese beiden Bereiche (Skelettmuskulatur und Verdauungsorgane) von zwei antagonischen Nervensystemen (sympatisch und parasympatisch) reguliert.

Nicht nur die Lichte des des Gefässsystems wird den jeweiligen Bedürfnissen angepasst, sondern, bei stärkerer Muskelarbeit oder Stress, werden auch die Herzfrequenz beschleunigt und der Blutdruck erhöht.

Was bedeuten der OBERE / UNTERE Messwert des Blutdruckes?

Ein hoher Blutdruck bleibt oft unbemerkt während mehreren Jahren weil er nicht schmerzt, bis eines Tages die schädlichen Folgen eintreten. Mit gutem Grund wird er deshalb “der leise Mörder” genannt. Deshalb ist es auch für anscheinend “gesunde” Menschen empfehlenswert, gelegentlich den Blutdruck zu messen, bevor ein “hoher Blutdruck” plötzlich zum Vorschein kommt. Die Werte sollten nicht höher als 120/80 mmHg betragen. Das ist die Höhe in Milimeter der Quecksilbersäule in dem  Blutdruckmessgerät. Ein diastolischer Wert von 70 oder 60 mmHg wäre sogar noch besser.

Der obere Wert ist der systolische Druck bei der Kontraktion des Herzens. Dieser Wert steigt natürlicherweise bei körperlicher Anstrengung, aber auch unter Stress. Deshalb misst man den Blutdruck im Ruhezustand, im Sitzen oder Liegen. Er steigt aber auch wenn die Gefässwand durch Ablagerungen verengt oder versteift ist wie z.B. bei Arterienverkalkung, oder aber auch durch chemische Substanzen, die den Blutdruck erhöhen, wie z.B. Kaffee, Nikotin, Alkohol oder gewisse Medikamente. Seltene hormonproduzierende Tumore können ebenfalls den Blutdruck erhöhen. Es ist leicht verständlich, dass ein dauerhaft erhöhter Blutdruck die Blutgefässe sowie empfindliche Organe, wie z.B. das Gehirn (Hirnschlag) oder die Nieren (Nierenversagen) beschädigt, abgesehen von der Erhöhung der Arbeit des Herzens.

Der untere (diastolische) Wert misst den verbleibenden Druck im Gefässsystem während der Ruhephase des Herzens.

Die gute Botschaft ist, dass die meisten Fälle von erhöhtem Blutdruck mittels konsequenten Lebensstiländerungen rückgängig und oft sogar wieder normalisiert werden können. Das umfasst sämtliche NEWSTART-Faktoren: Ernährung – am Besten auf pflanzlicher Basis; regelmässige körperliche Tätigkeit mittleren Grades (besonders Gehen); reichliches Trinken von frischem Wasser (Säfte haben nicht dieselbe Wirkung); vernünftige Sonnenlichtbestrahlung; Mässigkeit in allen Bereichen, sowie gänzliches Vermeiden von schädlichen Substanzen wie Kaffee, Tabak, Alkohol u.ä.; reichliches Atmen frischer Luft; ausreichende Ruhe; und völliges Gottvertrauen in allen Situationen.

An dieser Stelle ist ein kurzer Kommentar zum Alkohol erforderlich. Obwohl wissenschaftliche Studien einstimmig bestätigen, dass der Alkoholkonsum den Blutdruck in unterschiedlichem Maße erhöht, empfehlen die meisten Autoren solcher Studien lediglich eine geringere Aufnahme, anstatt gleich eine totale Abstinenz zu fordern, was in jedem Fall die beste Lösung wäre, besonders in Anbetracht seiner weiteren schädlichen Auswirkungen auch auf andere Organe wie Magen, Leber, Nieren, Immunsystem und vor allem auf das Gehirn! Es macht einfach keinen Sinn, blutdrucksenkende Medikamente einzunehmen und Alkohol, auch nur in kleinen Mengen, zu trinken.

➡️ Siehe auch Kapitel 3 über das Immunsystem, auf Seiten 21-32.

Man beachte dass diese verschiedenen Faktoren eine synergistische Wirkung haben. Sie fördern ein langes Leben und wirken vorbeugend und heilend auch bei anderen Lebensstilbedingten Krankheiten wie Diabetes, Übergewicht und Depression. Ihre Befolgung verbessert ohne Zweifel die Lebensqualität!

Trotz all diesen positiven Aussichten, sollte eine Person die bereits blutdrucksenkende Mittel zu sich nimmt, diese nicht auf eigene Faust absetzen, sondern nur unter ärztlicher Kontrolle!

Koronare Herzkrankheit, Wasserzufuhr und Nüsse

Statistiken aus der Gesundheitsstudie über Adventisten – ein massives Forschungsprojekt der Loma Linda Universität (www.llu.edu/llu/health) – zeigte, dass gesunde Personen, die fünf oder mehr Gläser Wasser am Tag tranken, nur die Hälfte des Risikos für koronare Herzkrankheit hatten, im Vergleich mit denen, die nur zwei Gläser Wasser am Tag tranken. Personen, die einen Teil des Wassers durch andere Flüssigkeiten ersetzten, wie Fruchtsäfte, Milch oder Sodagetränke, hatten diesen Schutz nicht. Im Gegenteil, ihr Risiko war sogar höher. (American Journal of Epidemiology, Vol. 155, No. 9, 2002)

Ebenfalls „in der Gesundheitsstudie über Adventisten, Personen die vier bis fünf mal pro Woche Nüsse assen (hauptsächlich Mandeln und Walnüsse, weniger Erdnüsse), hatten 25% weniger Risiko, und diejenigen, die fünf oder mehrmals pro Woche Nüsse assen, sogar 50% weniger Risiko für koronare Herzkrankheit, im Vergleich mit denen, die weniger als einmal pro Woche Nüsse assen.“ (J. Sabaté, Vegetarian Nutrition, 2001, p. 350)

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