Ausgangsfrage:
Immer wieder wird in der Bibel das Konzept des Seelenschlafes (Nach dem Tod „schlafen“ die Menschen) aufgegriffen. Doch wie ordnet man die Aussage von Lk. 23,43 hier ein?
Tatsächlich wird der Text in Lk. 23,43 oft verwendet, um eine sofortige Entrückung der Seele in den Himmel zu begründen. Wenn wir den Text etwas tiefer betrachten, sehen wir aber, dass er dem biblischen Zustand der Toten (=die Toten schlafen) gar nicht widerspricht.
Im Urtext, den Lukas auf Griechisch verfasst hat, gibt es keine Satzzeichen, so wie wir sie verwenden. Deshalb sind für diesen Vers zwei Übersetzungen möglich, die beide aus grammatikalischer Sicht richtig sind:
- „Wahrlich ich sage dir: Heute wirst du mit mit im Paradiese sein“. (Diese Version verwenden die meisten Bibelübersetzungen) ODER:
- „Wahrlich ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradiese sein.“
Wenn bei der Übersetzung von Bibelversen mehrere Möglichkeiten gegeben sind, die aber jeweils den Inhalt beeinflussen, ist es immer gut, den Text im Kontext der gesamten Bibel zu betrachten und diejenige Übersetzung zu wählen, die inhaltlich am besten zu den Aussagen anderer Bibeltexte passt.
Folgende Punkte sprechen dafür, dass die 2. Version („Wahrlich ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradiese sein.“) die bessere ist:
- Jesus spricht diesen Satz wenige Momente vor seinem Tod am Kreuz. Wir wissen, dass Jesus am Freitag gekreuzigt wurde und erst am Sonntag wieder auferstanden ist. Wenn der Verbrecher am Kreuz „heute“ (also am Freitag) mit Jesus im Paradies wäre, würde das bedeuten, dass Jesus gar nicht wirklich gestorben und nicht 3 Tage tot war– und damit wäre die Erlösung nicht vollkommen. Unter anderem in Matthäus 12,40 lesen wir aber, dass Jesus 3 Tage tot war. Damit konnte er unmöglich am Tag seiner Kreuzigung mit dem Verbrecher im Paradies sein.
- Das Wort „heute“ wird im griechischen Urtext besonders hervorgehoben. Wie sich aus a) ableiten lässt, geht es dabei aber nicht um die zeitliche Dimension von „heute“, sondern vielmehr zu dem Zeitpunkt, an dem Jesus diesen Satz zum Verbrecher spricht. „Ich sage dir heute“ wird deshalb betont, weil Jesus dem Verbrecher die Verheißung auf das Paradies erst in dem Moment geben konnte, als dieser sich bekehrt hat (also genau an diesem Tag der Kreuzigung). „Gestern“ hat sich der Verbrecher noch nicht bekehrt und „morgen“ ist er schon tot, deshalb ist der Zeitpunkt der Verheißung „heute“ so entscheidend und betont.
- Viele andere Bibelverse sprechen dafür, dass der Mensch nicht am Tag seines Todes direkt in den Himmel kommt, sondern erst dann, wenn Jesus auf diese Welt kommt, um die seinen in den Himmel zu holen. Hier ein paar Beispiele: Joh. 5, 28-29; Apg. 2,29; 34; Pred. 9,5-10, Ps. 115,17; 1.Thess. 4,17 und 1.Kor. 15,51-53;
- Harmonie mit der Aussage von Jesus, als er nach dem Tod Maria Magdalena verbietet. ihn anzurühren, da er noch nicht zum Vater aufgefahren ist. (Joh. 20,17; Joh. 14,1-3)
- Lukas hat eine starke Tendenz, das Adverb „heute“ in Kombination mit dem vorausgehenden Verb zu verknüpfen. In 14 von 20 Fällen wendet Lukas diese Reihenfolge in Lukas und Apostelgeschichte an, wenn danach ein Komma folgt. (“The Significance of a Comma: An Analysis of Luke 23:43,” Ministry, June 2013, p. 7.)
Wir müssen jeden Bibelvers immer im Kontext der gesamten Bibel betrachten und wenn sich scheinbare Widersprüche ergeben heißt das, dass wir tiefer nachforschen müssen.
Sehr lesenswert zum Thema „Zustand der Toten“: Das Kapitel 33 aus dem Buch „Vom Schatten zum Licht“ von Ellen White (oder direkt die Seiten 496 bis 500.2).
Falls das Buch nicht zur Hand ist, kann es auch unter dem Link online nachgelesen werden:
https://egwwritings.org/read?panels=p13946.2648(13946.2649)&index=0
Bei der Bibelauslegung geht es getreu dem Auslegungsgrundsatz von Martin Luther „darob ob sie [= die Heilige Schrift] Christum treybet!” in erster Linie darum was unser HERR und HEILAND Jesus Christus gesagt hat! Und Jesu Aussagen über die Unsterblichkeit der Seele* (Matthäus 10:28/ Lukas 23:43/ Johannes 11:25f.) und über das Leben nach dem Tode im Hades [= Totenreich, Totenbereich, „Reich des Todes“**] (Lukas 16,19ff. = KEIN GLEICHNIS!!!) lassen keine STA/ZJ-Lehre eines Todesschlafes zu! Auch Hebräer 9:27 („Dem Menschen ist es gesetzt einmal zu sterben, danach aber das Gericht!”) spricht dafür dass die Geistseele (der tote Leib kann es ja nicht) unsterblich ist und »der Geist [= die Geistseele] zurückkehrt zu Gott, der ihn gegeben hat« (Prediger 12:7).
Auch Paulus lehrte in 2. Korinther 5,1+8 und in Philipper 1:23+21 („Ich habe Lust abzuscheiden [= zu sterben] und bei Christus zu sein! … Denn Sterben ist mein Gewinn!” weil »der Tag des Todes besser ist als der Tag der Geburt!« (Prediger 7:1).
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* Eine Unsterblichkeit der Geistseele lehrt bereits das Alte Testament in 1. Samuel 28.
** „Reich des Todes“ – wie es im Apostolischen Glaubensbekenntnis bekannt wird.
Wenn man genau forscht, sieht man, dass Jesus nicht am Freitag, sondern bereits am Mittwoch gekreuzigt worden war. Die Auferstehung des Herrn war bei Sonnenuntergang unseres Samstags. So sagt es die Schrift – auch wenn die Kirche das anders darstellt und damit auch hier die Zeiten geändert hat. Vgl. „AN WELCHEM TAG IST DAS PASSA?“ von Phinehas ben Zadok.
Diese Aussage von ? Lukas 23:43 ist sehr gut dargestellt.
Diese Meinung vertreten ich als STA genauso. Leider wird es in keiner
Bibelübersetzungen so dagelegt.
Doch: Konkordantes NT
NT mit Anmerkungen von Heinz Schumacher