Inhaltsverzeichnis
- 1. Was ist ein Bleilot? Wozu wurde es verwendet?
- 2. Warum erscheint der Herr als Baumeister mit dem Bleilot auf einer Mauer?
- 3. Was ist das für ein Bleilot, mit dem Herr den Bau seiner Gemeinde misst?
- 4. Was ist das Ergebnis der göttlichen Untersuchung? Wie beurteilt der Herr die Mauer?
- 5. Warum ist die Mauer vom Einsturz bedroht? Warum gibt es tiefe Risse in der Mauer?
- 6. Welche Entscheidung traf Gott nach der Überprüfung mit dem Bleilot? Am. 7,8-9
- 7. Wann ist die Zeit der Gnade endgültig vorbei? Wodurch wird das Ende bestimmt?
- 8. Woher nehmen wir die Gewissheit, daß es auch für die christliche Gemeinde ein Ende der Gnadenzeit geben wird?
- 9. Was haben alle diese Botschaften Jesu gemeinsam?
- 10. Wie verhielt sich Amos angesichts der Vision vom Bleilot?
- 11. Wie reagierten die religiösen Führer auf die klare Warnungs- und Gerichtsbotschaft?
- 12. Wie verhielt sich Amos zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen und Drohungen?
7 Dies ließ er mich schauen: Siehe, der Herr stand auf einer senkrechten Mauer und hatte ein Senkblei in der Hand. 8 Und der HERR sprach zu mir: Was siehst du, Amos? Ich sprach: Ein Senkblei! Da sprach der Herr: Siehe, ich lege ein Senkblei an mitten in meinem Volk Israel, und ich werde künftig nicht mehr [verschonend] an ihm vorübergehen, 9 sondern die Höhen Isaaks sollen verwüstet und die Heiligtümer Israels zertrümmert werden, und gegen das Haus Jerobeams will ich mit dem Schwert aufstehen! 10 Da sandte Amazja, der Priester von Bethel, zu Jerobeam, dem König von Israel, und ließ ihm sagen: »Amos hat eine Verschwörung gegen dich angezettelt mitten im Haus Israel; das Land kann all seine Worte nicht ertragen! 11 Denn Amos hat gesagt: Jerobeam wird durchs Schwert sterben, und Israel wird gewisslich aus seinem Land gefangen weggeführt werden!« 12 Und Amazja sprach zu Amos: »Du Seher, geh, fliehe in das Land Juda und iss dort dein Brot und weissage dort! 13 In Bethel aber sollst du nicht mehr weissagen; denn es ist ein königliches Heiligtum und eine königliche Residenz!« 14 Amos aber antwortete und sprach zu Amazja: Ich war kein Prophet und kein Prophetensohn, sondern ein Viehhirt war ich und züchtete Maulbeerfeigen. 15 Aber der HERR hat mich von den Schafen weggenommen, und der HERR hat zu mir gesagt: Geh, weissage meinem Volk Israel! 16 Und nun höre das Wort des HERRN: Du sprichst: »Weissage nicht gegen Israel, und lass dich nicht aus gegen das Haus Isaak!« 17 Darum, so spricht der HERR: Deine Frau wird in der Stadt Hurerei treiben, und deine Söhne und Töchter werden durchs Schwert fallen, und dein Land wird man mit der Messschnur verteilen; du aber sollst in einem unreinen Land sterben; und Israel wird gewisslich aus seinem Land gefangen weggeführt werden!
Gegenstand der Betrachtung: Amos 7,7-17
Dies ist ein vertieftes Studium zur 3. Vision, die der Prophet Amos von Gott empfing. Nach den Visionen von Heuschrecken und Feuer sah Amos den Herrn mit einem Bleilot in der Hand auf einer Mauer stehen. Um herauszufinden, warum sich Gott wie ein Baumeister offenbarte, müssen wir zunächst die Bedeutung des Bleilots verstehen.
1. Was ist ein Bleilot? Wozu wurde es verwendet?
Andere Namen für Bleilot sind Senkblei, Richtblei. Es sind Begriffe aus dem Bauwesen. Das Bleilot ist ein Hilfsgerät zum messen und prüfen des senkrechten Verlaufs einer Kante, einer Wand, einer Mauer. Es wird von den Maurern benutzt, um Wände oder Mauern gerade zu bauen und sie auszurichten. So werden Ebenmaß und Ordnung gesichert. Dadurch wird einer späteren Einsturzgefahr vorgebeugt.
Das Bleilot dient aber auch dazu, Mauerwerke abzubrechen. In diesem Sinne wird es zum Bild des Gerichts.
Das Bleilot wird auch als Bleischnur oder Meßschnur zum geraden vermessen des Landes benutzt. In der Gerichtsrede über Edom verwendet der Prophet Jesaja dieses Bild. Er sagt (Jes. 34,11 GN): „Der Herr mißt das Land mit der Meßschnur ab und setzt die Grenzsteine ein, damit es für immer wüst und unbewohnbar bleibt.“ Hfa übersetzt: „Der Herr zieht mit der Meßschnur eine Grenze um das ganze Land und macht es zu einer wilden, menschenleeren Gegend.“
Das Bild vom göttlichen Bauherrn, der seinen Tempel, sein Haus vermißt, wird auch an anderen Stellen der Bibel erwähnt, z.B. in Hes. 40,3 – Hfa: „Der Herr brachte mich zum Stadttor, und dort stand ein Mann, dessen Körper wie Bronze schimmerte. In der Hand hielt er eine Schnur aus Leinen und eine Meßlatte. Er sagte zu mir: «Sterblicher Mensch, hör mir gut zu, und sieh dir genau an, was ich dir zeigen werde…. Ich sah eine Mauer, die rings um den Tempelbezirk führte. Der Mann maß die Mauer aus.“
2. Warum erscheint der Herr als Baumeister mit dem Bleilot auf einer Mauer?
Die Apostel haben wiederholt darauf hingewiesen, daß die Gemeinde Gottes Haus und Tempel ist.Paulus schrieb in Eph. 2,20-22 – Hfa: „2:20 „Als Gemeinde Jesu Christi steht ihr auf dem Fundament der Apostel und Propheten. Doch der Stein, der dieses Gebäude trägt und zusammenhält, ist Jesus Christus selbst. Auf ihm ruht der ganze Bau, dessen Teile, untereinander fest verbunden, zu einem Tempel Gottes heranwachsen. Auch ihr seid ein Teil dieses Baus, in dem Gottes Geist wohnt.“ Und den Korinthern schrieb er in 1.Kor. 3,16 – Hfa: „Denkt also daran, daß ihr Gottes Bauwerk und sein Tempel seid, daß Gottes Geist in euch wohnt! Wer diesen Tempel zerstört, den wird Gott richten. Denn Gottes Tempel ist heilig, und dieser Tempel seid ihr!“
Der Apostel Petrus schrieb den Christen: „Bauet auch ihr euch als lebendige Steine zum geistlichen Hause“ (1.Petr.2,5). Es ist dem göttlichen Bauherrn aber nicht egal wie sein Bau von uns ausgeführt wird. Paulus schrieb deshalb in 1.Kor. 3,10; 13-14 – Hfa: „Gott hat mir in seiner Gnade den Auftrag und die Fähigkeit gegeben, wie ein tüchtiger Bauleiter das Fundament zu legen. Doch andere bauen nun darauf weiter. Und jeder muß darauf achten, daß er wirklich sorgfältig arbeitet. Doch an dem Tag, an dem Christus sein Urteil spricht, wird sich zeigen, womit jeder gebaut hat. Hat jemand fest und dauerhaft auf dem Fundament Christus weitergebaut, wird Gott ihn belohnen.“
Der göttliche Bauherr hat das Recht, den von uns durchgeführten Bau zu vermessen und zu prüfen, ob wir solide und nach seinen Weisungen gebaut haben. Wenn der Bau nicht den göttlichen Weisungen, Maßstäben und Ordnungen entspricht, will und wird er den Bau einreißen. Durch den Propheten Hesekiel macht Gott deutlich, wie er mit denen umgeht, die nur oberflächlich und sorglos bauen. Hes. 13,10-14 – Hfa: „Mein Volk hat eine dünne Schutzwand aus losen Steinen aufgeschichtet, und ihr habt sie mit weißer Farbe übertüncht, als sei sie eine feste Mauer. Ihr Schönfärber! Eure Wand wird einstürzen! Es kommt ein Wolkenbruch, Hagelkörner so groß wie Steine prasseln auf sie herab, und ein schwerer Sturm peitscht dagegen. Und siehe da – die Wand stürzt ein! Dann verspottet man euch: ‚Wo ist nun eure schöne Farbe geblieben?‘ Ich der Herr, sage es noch einmal: Mein Zorn über euch ist gewaltig, darum schicke ich Sturm, Regen und Hagel mit zerstörerischer Macht. Ich reiße die Wand ein, die ihr so schön angemalt habt, ich lasse sie zu Boden stürzen, ihr Fundament wird bloßgelegt. Und wenn sie einstürzt, werdet ihr unter ihren Trümmern begraben. Dann sollt ihr erkennen, daß ich der Herr bin.“
Die Vision vom Bleilot macht deutlich, daß der Herr seine Gemeinde nicht willkürlich mißt, sondern eine zuverlässige und überprüfbare Methode anwendet.
3. Was ist das für ein Bleilot, mit dem Herr den Bau seiner Gemeinde misst?
Gott gibt uns eine klare Antwort auf diese Frage in Jes. 28,17 – Hfa: „Das Recht ist meine Richtschnur und die Gerechtigkeit mein Lot!“ In Jes. 33,5 betont Jesaja, daß der Herr darüber wacht, „daß auf dem Berg Zion Recht und Gerechtigkeit herrschen.“
Die Maßstäbe, mit denen Gott sein Volk mißt, sind seine Gesetz, seine Weisungen und Ordnungen, die er gegeben und seinem Volk verkündigt hat. Die Bibel macht dies an vielen Stellen deutlich. In Ps. 89,31-33 spricht der Herr (Hfa): „Wenn (sie) meinem Gesetz nicht gehorchen und meine Weisungen in den Wind schlagen, wenn sie meine Ordnungen mißachten und meine Gebote nicht halten, dann werde ich sie für ihre Treulosigkeit bestrafen und ihnen ihre Schuld mit Schlägen heimzahlen.“
Der Schriftgelehrte Esra bekannte sich in einem Gebet zu diesem Maßstab Gottes. In Neh. 9,6; 13-14 wird berichtet: „Dann betete Esra: Du bist der Herr, du allein!…. Du stiegst vom Himmel herab auf den Berg Sinai und sprachst zu deinem Volk. Du gabst ihnen klare Bestimmungen, Weisungen, auf die man sich verlassen kann, gute Ordnungen und Gebote. Du lehrtest sie, den Sabbat als einen Tag zu achten, der dir allein gehört. Durch Mose, deinen Diener, hast du ihnen Gebote, Ordnungen und ein Gesetz gegeben.“
In 2.Mo. 16,4 steht, daß der Herr prüfen will, ob sein Volk in seinem Gesetz wandle oder nicht.
4. Was ist das Ergebnis der göttlichen Untersuchung? Wie beurteilt der Herr die Mauer?
„Mein Volk gleicht einer Mauer, die nicht mehr im Lot ist.“ (Amos 7,8 GN). Durch den Propheten Jesaja spricht der Herr (Jes. 30,13 – Hfa): „Ihr gleicht „einer hohen Mauer, die einen Riß bekommen hat. Er wird immer größer und tiefer, bis die Mauer plötzlich zusammenbricht.“ Die Mauer ist so schief, daß sie nicht mehr ausgebessert werden kann, sondern abgebrochen werden muß.
5. Warum ist die Mauer vom Einsturz bedroht? Warum gibt es tiefe Risse in der Mauer?
Gott gibt durch den Propheten Jesaja darauf eine klare Antwort (Jes. 30,8-12 – Hfa): „Der Herr befahl mir: «Geh nun, und schreib meine Worte vor den Augen dieser Leute auf eine Tafel! Ritz die Buchstaben tief ein, damit sie nicht verwittern, sondern für alle Zeiten erhalten bleiben. Denn mein Volk ist ein widerspenstiges Volk. Wie mißratene, verlogene Kinder sind sie, die sämtliche Weisungen von mir in den Wind schlagen. Sie verbieten den Propheten zu weissagen. ‚Wir wollen die Wahrheit gar nicht hören‘, wehren sie ab. ‚Prophezeit uns lieber, was uns gefällt. Laßt uns in schönen Trugbildern leben, täuscht uns ruhig. Biegt doch die Wahrheit ein wenig zurecht! Nur laßt uns endlich in Ruhe, verschont uns mit diesem heiligen Gott Israels.‘ Doch ich, der heilige Gott Israels, antworte ihnen: Ihr haltet es nicht für nötig, auf meine Warnungen und Befehle zu hören.“
Und durch den Propheten Hosea klagt der Herr (Hos. 8,2; 12 – Hfa) „Sie schreien zwar zu mir um Hilfe und berufen sich darauf, daß sie mein Volk sind, doch sie verachten, was in meinen Augen gut und richtig ist. Darum gebe ich sie in die Gewalt ihrer Feinde…. Zehntausendmal könnte ich ihnen meine Gebote aufschreiben – sie blieben ihnen fremd!“
Die Klagen Gottes über sein Volk Israel müssen von uns neu gehört und beachtet werden. Die Gemeinde der Übrigen steht in Gefahr, die Sünden Israels zu wiederholen. Immer häufiger werden Stimmen laut, die sagen, die Aussagen der Bibel müßten der gesellschaftlichen Entwicklung angepaßt werden. Die biblische Normenethik wird abgelehnt und die Situationsethik findet breiten Zuspruch. Unveränderliche moralische Prinzipien werden relativiert oder in Frage gestellt. Vorhelicher Geschlechtsverkehr, uneheliche Partnerschaften, Homosexualität werden toleriert, Gesundheitsgesetze werden leichtfertig übertreten und das Taufgelübde gebrochen. Die Bibel wird in ihrer Gesamtheit als vollkommene Offenbarung und Wort Gottes bezweifelt und die Schöpfung in sieben Tagen evolutionistisch interpretiert. Der Sabbat wird durch weltliche Gebräuche entheiligt und die Botschaft vom Gericht abgelehnt. Die prophetischen Endzeitbotschaften aus Daniel 7-9 und Off. 12-18 werden umgedeutet und ökumenischen Denken angepaßt. Die Vorbereitung auf die Wiederkunft Jesu wird versäumt und dafür ein weltlicher, auf Luxus und Gewinn eingestellter Lebensstils gepflegt. Sünde wird nicht mehr als Sünde erkannt oder benannt. Gemeindezucht wird deshalb als alter Zopf angesehen und kaum noch angewandt.
Gott sei Dank trifft diese Beschreibung nicht auf die ganze Gemeinde zu. Aber wir müssen bekennen, daß es diese Entwicklung gibt und die Gemeinde in Gefahr steht, dem Zeitgeist zu erliegen. Sobald man in irgendeinem Punkt beginnt, von Gottes Willen abzuweichen, gerät man auf die schiefe, abschüssige Bahn. Angesichts moderner Lebensauffassungen mag es uns berechtigt und angemessen erscheinen, manches anders zu machen, als es in Gottes Wort geschrieben steht. Viele werten das anfangs nicht als Sünde. Aber wer vermag das Ende vorauszusehen, wenn die Weichen erst einmal gestellt sind? Gott möchte uns durch die Botschaften des Amos zur Umkehr und zum Heil rufen.
6. Welche Entscheidung traf Gott nach der Überprüfung mit dem Bleilot? Am. 7,8-9
„Ich bin entschlossen, nichts Krummes mehr durchgehen zu lassen“ (GN) „In Zukunft gehe ich nicht mehr über ihre Sünden hinweg“ (Hfa). „Ich verschone es nicht noch einmal“ (EÜ) „Ich will seiner nicht länger schonen“ (JB) „Ich will fortan nicht mehr schonend an ihm vorübergehen“ MÜ)
Die dritte Vision des Amos hat etwas Endgültiges an sich. Das Gericht ist unabwendbar.Ungehorsam macht sich nicht bezahlt. Seit dem Abfall Jerobeams I. waren eineinhalb Jahrhunderte vergangen. In dieser langen Zeitspanne hatte Gott geduldig und beharrlich versucht, sein Volk zur Umkehr zu bewegen. Doch sie wollten sich nicht ändern, den falschen Gottesdienst nicht aufgaben und die den Götzen geweihten Kultstätten nicht zerstören.
E.G.White bemerkt dazu in PK,S.200,202: „Während des halben Jahrhunderts vor der assyrischen Gefangenschaft glich die Ungerechtigkeit in Israel der in den Tagen Noas und jeder anderen Zeit, in der Menschen Gott verwarfen und sich ganz der Sünde überließen….Die Mißstände, die sich im Land ausgebreitet hatten, waren unheilbar geworden; und über Israel wurde das furchtbare Urteil gefällt: „Ephraim hat sich zu den Götzen gesellt; so laß es hinfahren“ (Hos. 4,17). „Die Zeit der Heimsuchung ist gekommen, die Zeit der Vergeltung; dessen wird Israel innewerden“ (Hos. 9,7).
Es ist eine unleugbare Tatsache, daß es ein Ende der Gnadenzeit gibt. Es gibt einmal ein Zuspät.
7. Wann ist die Zeit der Gnade endgültig vorbei? Wodurch wird das Ende bestimmt?
Durch das Verhalten des Menschen, durch seine endgültige Entscheidung gegen Gott und sein Gesetz. Durch das Verachten der Gnade und durch die Zurückweisung des göttlichen Rettungsangebotes. Als die vorsintflutliche Menschheit das Ende ihrer Gnadenzeit erreichte, sprach Gott folgendes Urteil über ihr Denken und Tun aus: „Sie lassen sich immer wieder zum Bösen verleiten…Jede Stunde, jeden Tag ihres Lebens hatten sie nur eines im Sinn: Böses planen, Böses tun…Die Menschheit war vollkommen verdorben. Keiner wollte von Gott etwas wissen, niemand beachtete das Recht und Gesetze.“ (1.Mo. 6,3; 5;11; 12 Hfa).
Von den Menschen, die das Ende der Gnadenzeit vor der Wiederkunft Christi erleben, sagt die Offenbarung: „Trotz all dieser entsetzlichen Katastrophen dachten die Überlebenden nicht daran, sich zu ändern und umzukehren. Nach wie vor beteten sie die Dämonen an und ihre selbstgemachten Götzen aus Gold, Silber, Eisen, Stein und Holz….Die Menschen kehrten nicht um. Sie hörten nicht auf, einander umzubringen, sich mit okkulten Dingen zu beschäftigen, Unzucht zu treiben und einander zu bestehlen.“ (Offb. 9,20-21 Hfa).
Als Israel das Ende seiner Gnadenzeit erlangte, fällte der Herr folgendes Urteil, über sein Volk: “Dieses Volk liebt es, mir davonzulaufen, sie wollen einfach nicht bei mir bleiben. Darum find ich kein Gefallen mehr an ihnen, ich verschone sie nicht mehr, sondern ziehe sie für ihre Sünden zur Rechenschaft.“ (Jer. 14,10- Hfa). “Mich, deinen Herrn, hast du abgelehnt und mir den Rücken gekehrt. Darum erhebe ich meine Hand, um dich niederzuschlagen. Ich bin es müde, Erbarmen mit dir zu haben“ (Jer. 15,6 – Hfa). „Den Bund, den ich mit euch geschlossen habe, habt ihr verraten. Aber nun habt ihr eure Gottlosigkeit zu weit getrieben! Darum werde ich euch alle bestrafen! Denn ich kenne Ephraim gut. Nichts, was dort geschieht, bleibt meinen Augen verborgen. ….Sie sind so in ihre Schuld verstrickt, daß sie nicht mehr zu mir umkehren können. Sie haben nur noch ihren Götzendienst im Sinn, sie erkennen nicht, daß ich der Herr bin! Durch ihren Hochmut sprechen sie sich selbst das Urteil, ihre Schuld stürzt sie ins Verderben.“ (Hos. 5,2-4 Hfa). „Ich, der Herr, habe sie ermahnt, ich habe inn Kraft gegeben, doch sie denken sich stets neue Bosheiten gegen mich aus. Sie wenden sich an alle möglichen Helfer, nur nicht an mich!“ (Hos. 7,15-16 Hfa).
Das Ende der Gnadenzeit für einen Menschen, für ein Volk oder diese Welt wird also nicht dadurch bestimmt, daß Gott keine Gnade mehr hätte. Der Mensch bestimmt das Ende der Gnadenzeit und die Stunde des Gerichts dadurch, daß er Gott für immer den Rücken zukehrt und sich von Gottes Geist nicht mehr zur Buße leiten läßt.
Als die Juden das Ende ihrer Gnadenzeit erreichten, sprach Jesu mit tränen erstickter Stimme folgendes Urteil: Als Jesus Jerusalem vor sich liegen sah, weinte er über die Stadt. «Der Friede war dir so nahe, warum nur wolltest du ihn nicht haben? Und auch jetzt willst du ihn nicht», sagte Jesus traurig.
Wörtlich: Wenn auch du an diesem Tag erkannt hättest, was zu deinem Frieden dient. «Der Tag wird kommen, an dem deine Feinde einen Wall um deine Mauern aufwerfen und dich von allen Seiten belagern. Wenn deine Mauern fallen, werden alle Bewohner getötet werden. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Warum hast du die Gelegenheit nicht genutzt, die Gott dir geboten hat?» (Lk. 19,41-44).
Nun mag jemand sagen: Für die neutestamentliche Gemeinde treffen diese Aussagen nicht zu. Wir leben jetzt im Zeitalter der Gnade
8. Woher nehmen wir die Gewissheit, daß es auch für die christliche Gemeinde ein Ende der Gnadenzeit geben wird?
Jesus, der treue und unbestechliche Zeuge, wies in seinen Briefen an die sieben Gemeinden wiederholt auf diese Tatsache hin.
Er schrieb an die Gemeinde in Ephesus:
„Kehre um, und werde wieder so, wie du am Anfang warst. Wenn du dich nicht von Grund auf änderst und zu mir umkehrst, werde ich kommen und deinen Leuchter von seinem Platz stoßen.“ (Offb. 2,5 Hfa).
Der Gemeinde in Pergamon schrieb er:
„Wenn du dich nicht von Grund auf änderst und zu mir umkehrst, werde ich sehr schnell zu dir kommen. Meine Worte werden diese Leute treffen wie ein scharfes Schwert.“ (Offb. 2,16 – Hfa).
Der Gemeinde in Thyatira schrieb er:
„Diese Frau hat genug Zeit gehabt, ihr Leben zu ändern. Aber sie weigert sich umzukehren. Darum wird sie nun im Krankenbett für ihre Untaten büßen. Und alle, die sich mit ihr eingelassen haben, werden ebenso Schlimmes erdulden müssen, wenn sie nicht bereit sind, sich von ihr zu trennen. Ihre Kinder werde ich dem Tod ausliefern. Dann werden alle Gemeinden wissen, daß ich die Menschen durch und durch kenne, selbst ihre geheimsten Gedanken und Wünsche. Und jeder wird den Lohn von mir bekommen, den er verdient.“ (Offb. 2,21-23 Hfa).
Die Gemeinde in Sardes empfing die Nachricht:
„So, wie du bisher gelebt hast, kannst du vor Gott nicht bestehen. Hast du denn ganz vergessen, wie du Gottes Wort gehört und aufgenommen hast? Besinne dich wieder darauf, kehre um und ändere dich von Grund auf. Wenn du nicht wach wirst, werde ich plötzlich da sein, unerwartet wie ein Dieb. Und du wirst nicht wissen, wann ich komme.“ (Offb. 3,2-3 Hfa)
Und der letzten Gemeinde Laodizea gilt folgende Warnung Jesu:
„Ich kenne dich genau und weiß alles, was du tust. Du bist weder kalt noch heiß. Ach, wärst du doch das eine oder das andere! Aber du bist lau. Das ekelt mich an, und ich werde dich ausspucken. Es ist ein Zeichen meiner Liebe, wenn ich deine Schuld aufdecke und dich mit Strenge erziehe. Nimm dir das zu Herzen und kehre um!“ (Offb. 3,15-16;19 Hfa).
9. Was haben alle diese Botschaften Jesu gemeinsam?
In allen Botschaften ruft Jesus seine Nachfolger zur Buße und Umkehr auf und droht ihnen gleichzeitig das Gericht an, wenn sie an ihrem alten, sündigen Leben festhalten. Es wird der Gemeinde Jesu nicht anders ergehen, als dem alten Bundesvolk Israel und Juda.
10. Wie verhielt sich Amos angesichts der Vision vom Bleilot?
Amos legte keine Fürsprache mehr für das Volk ein. Das ständige und hartnäckige Festhalten am Bösen bot keine Hoffnung auf Reue. Deshalb hörte er auf für das Volk zu beten. Er anerkannte Gottes letztes Urteil. Als das Gericht über Israel endgültig war, verbot Gott dem Propheten Jeremia dreimal noch weiter für das sündige Volk zu beten.
Jer. 7,16 (Hfa): „Der Herr sprach zu mir: «Bete nicht mehr für dieses Volk, fleh nicht für sie um Gnade, bestürme mich nicht mehr mit Bitten, denn ich werde dich nicht erhören!“
Jer. 11,14-15 (Hfa): „Und du, Jeremia, bete nicht für dieses Volk! Fleh nicht zu mir um Gnade, bestürme mich nicht mehr mit Bitten. Wenn das Unheil sie trifft und sie zu mir schreien, werde ich sie nicht erhören. Mein geliebtes Volk tut, was ich verabscheue.“
Jer. 14,11-12 (Hfa): „Und weiter sprach der Herr zu mir: «Jeremia, bete nicht mehr für das Wohl dieses Volkes! Wenn sie auch fasten und mich um Gnade anflehen, werde ich sie doch nicht erhören. Wenn sie mir Brand- und Speiseopfer bringen, nehme ich ihre Opfer nicht an; nein, ich werde sie auslöschen durch Kriege, Hungersnot und Seuchen.“
So wird es auch am Ende der Weltzeit gehen. Wenn die Gnadenzeit für immer vorüber ist, wird Christus seinen Dienst als Fürsprecher im himmlischen Heiligtum beenden und nicht mehr für uns beten. Darum müssen wir jetzt täglich zu dem Gnadenstuhl herzutreten, um die Hilfe zu empfangen, die wir brauchen, ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen.
11. Wie reagierten die religiösen Führer auf die klare Warnungs- und Gerichtsbotschaft?
Statt sich vor Gott zu demütigen, ihre Sünden zu bekennen, die falschen Heiligtümer zu zerstören und den wahren Gottesdienst wieder herzustellen, verbieten sie dem Propheten, im Namen des Herrn zu predigen. Der Oberpriester Amazja sagte zu Amos: „Verschwinde von hier. Geh heim nach Juda. Dort kannst du weissagen und dich dafür bezahlen lassen. Aber hier in Bethel ist Schluß damit.! Hier stehrt der Tempel des Königs..“
Gleichzeitig wird die Hilfe des Staates gesucht, um den lästigen Mahner loszuwerden und auszuschalten. Amazja sandte einen Boten zu Jerobeam, dem König Israels, und ließ ihm ausrichten: „Amos zettelt mitten in Israel einen Aufstand gegen dich an! Seine Reden sind unerträglich!“ Dabei verschweigt Amazja wissentlich, daß Amos keine eigenen Reden vor das Volk brachte, sondern immer wieder sich darauf berief, seine Botschaft von Gott empfangen zu haben.
Die echte Botschaft Gottes, der wahre Gottesdienst bleiben nicht ohne Widerspruch und Gegnerschaft. Bis auf diesen Tag werden die treuen Prediger der Gerechtigkeit Gottes verfolgt und verhöhnt. Wenn die dreifache Engelsbotschaft unerschrocken und mit großer Klarheit und Kraft verkündigt wird, wird sie auch in den eigenen Reihen der Gemeinde Widerspruch und Feindschaft erfahren. Satan benutzt gerne religiöse Führer, um die Botschaft und den Einfluß der treuen Diener Gottes zu behindern..
Jesus sagte zu den religiösen Führern seiner Zeit: „Ich werde euch Propheten, geisterfüllte Mäner und Lehrer schicken. Einige von ihnen werdet ihr töten und kreuzigen. Andere werdet ihr in den Synagogen blutig peitschen, sie von Stadt zu Stadt verfolgen.“ (Mtt. 23,34 Hfa). Jesus selbst mußte erleben, daß die religiösen Führer seines Volkes sich gegen ihn erhoben und ihn mit Hilfe der Staatsgewalt ans Kreuz brachten.
12. Wie verhielt sich Amos zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen und Drohungen?
Amos wußte um seine göttliche Berufung und die ihm von Gott gegebene Autorität. Da er vor dem Herrn gestanden hatte, konnte er furchtlos Tausenden Amazjas begegnen und furchtlos die ihm aufgetragene Botschaft verkündigen. Gott beglaubigte Amos, indem er ihm eine persönliche Weissagung für den überheblichen Priester gab.
Das Nordreich Israel, der Oberpriester Amazja, der König und sein ganzes Haus erlebten das Gericht Gottes. Alles, was Gott durch Amos angekündigt hatte, traf ein. Die Erfüllung kam nicht, weil Gott es so gewollt und bestimmt hatte, sondern, weil sie sich gegen den Herrn und die angebotene Rettung entschieden hatten.
Gott hat auch uns die Wahl der freien Entscheidung gegeben. Wir können ewiges Leben oder ewigen Tod erwählen. Wählen wir unseren eigenen Weg, wird uns der ewige Tod gefangen halten. Wählen wir Gottes Weg, kehren wir in Reue und Buße zu ihm zurück, werden wir eine ganze Ewigkeit mit unserem Erlöser leben.
Angesichts des Mannes mit der Bleischnur auf der Mauer sollten wir Jesu liebevolle Einladung annehmen, die er an die Lauen in Laodicea richtet: „Merkst du es denn nicht? Noch stehe ich vor deiner Tür und klopfe an. Wer jetzt auf meine Stimme hört und mir die Tür öffnet, bei dem werde ich einkehren. Gemeinsam werden wir das Festmahl essen. Wer durchhält und das Böse besiegt, wird mit mir auf meinem Thron sitzen, so wie auch ich mich als Sieger auf den Thron meines Vaters gesetzt habe.“ (Offb. 3,20-21 Hfa)